Sonntag, 3. August 2008

Eindrücke vom Kaiserstuhl-Cup


Der neue Torhüter, Simon Pouplin, dem es in Rennes vorige Saison nicht viel anders ergangen war als seinen Kollegen Langer und Walke in Freiburg, bringt eine enorme Unruhe in die Freiburger Mannschaft, indem er fast während des gesamten Spiels hysterisch seine neu gelernten deutschen Vokabeln über den Platz schreit. Nach einer halben Stunde war er schon heiser, aber davon ließ er sich nicht abhalten, und anerkennend muss ich sagen, dass er auch krächzend immer noch lauter war als der Mensch, der sich ein paar Meter hinter ihm mit einem Megaphon produzieren zu müssen meinte. Dabei bot er (also Pouplin jetzt) am Freitagabend eine Leistung ohne Fehl und Tadel, musste aber Tags darauf dennoch mit wunden Stimmbändern Michael Langer den Vortritt lassen.

Zwischenspiel: Hamburger SV vs. Real Madrid
Jonathan Pitroipa war während seiner 70 Minuten Einsatzzeit wiederum der auffälligste HSV-Akteur auf dem Platz; in einer Offensivformation ohne van der Vaart und gegen Real Madrid generell tiefer stehend als eine Woche zuvor gegen Manchester City waren die Gelegenheiten für Großtaten diesmal vergleichsweise spärlicher gesät, aber hoch sehenswert war es allemal, wie er sich an den Madrider Abwehrspielern vorbeidribbelte oder auch ab und zu den Ball überraschend zu einem Mitspieler durchließ. Einmal spielte er den direkt vor dem Tor stehenden Olic so an, dass der das Tor hätte machen müssen.

Zurück am Kaiserstuhl sah ich einer Freiburger B-Elf zu, wie sie gegen die vermeintliche Mainzer Erstbesetzung nicht allzuviel Zwingendes zustande brachte, mit einer allerdings bedeutenden Ausnahme: nach Michael Langer stand, oder besser gesagt: bewegte sich überaus dynamisch der nächste amtierende Deutsche Meister in der Mannschaft, er trug das Trikot mit der Nummer 44, ist aus der A-Jugend offenbar in eine Art erweiterten Profikader aufgerückt und sorgte als zumeist Linksaußen für einige äußerst erhellende Momente, die sogar geeignet waren, über den vor einer Weile in der Mainzer Allgemeinen Zeitung gedruckten Satz "Freiburg war schnell raus" in einem Artikel über den vielversprechenden Mainzer Neuzugang Jahmir Hyka (sehr starke Schlussphase gegen den Bahlinger SC, erzielte per Weitschuss ein wunderschönes Tor und bereitete ein weiteres vor) zumindest ein wenig hinwegzutrösten.
Ich freue mich auf die ersten Auftritte von David Targamadze im Dreisamstadion.

Zum Schluss ein Dank an die Gestalter der Stadionzeitung, die in einer steckbriefartigen Vorstellung von Robin Dutt unter "Erfolge" neben "Gewinn des WFV-Pokals mit den Stuttgarter Kickers und Teilnahme am DFB-Pokal" auch und besonders "2005 Lehrgangsbester an der Sporthochschule Köln" anführten und mich dadurch kurz und herzlich zum Lachen brachten. Fast noch besser war der Zuschauer, der in der ca. 70. Minute des Mainz-Spiels verzweifelt "Schieß doch!" in die Richtung von Mo Idrissou schrie, gefolgt von einem leiseren "Die derfe nit". Als ob es den ganzen alptraumhaften Trainer-, Mannschafts- und Managementwechsel nie gegeben hätte, fühlte ich mich vorübergehend zurückversetzt in die Gute Alte Zeit. Ein kostbarer Augenblick, in dem plötzlich aufkommende Melancholie und plötzlich aufkommende gute Laune kurz und heftig miteinander um die Vorherrschaft in meinem Gemüt rangelten. Kurz darauf rief er Bechmann noch "Lauf doch!" zu, doch der dachte gar nicht daran, ins Abseits zu rennen.

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