Dienstag, 12. August 2008

Der Kader 08/09

Nr. 6: Yacine Abdessadki
Kann Fußballspielen, wirkt daher manchmal noch etwas fremd im Team. Spielt oft sehr gute Pässe, wobei am Zielort nicht immer auch ein Mitspieler ist. Kam in der Sommerpause von Racing Strasbourg, seine Rolle in der vergangenen Saison und sein Abgang von dort erinnern ein wenig an den von Levan Tskitishvili in der Saison 04/05 beim SC; ich war niemals ein Tskitishvili-Verächter, insofern für mich kein Problem. Die Zeiten, in denen auf der Position im zentral-offensiven Mittelfeld ein "Regisseur" am Werk war, von dem alles andere abhing, sind definitiv vorbei. Wären sie noch nicht vorbei, könnte ich mir Abdessadki als Aufstiegsgaranten vorstellen, aber auch so ist seine Verpflichtung einer von nicht allzu vielen guten Ansätzen.

Nr. 20: Ivica Banovic
Keiner bejubelt seine Tore so lange und so schön wie er. Kam vor einem Jahr vom FC Nürnberg, wo man ihn wohl nicht ungern ziehen ließ. War damals von Vereinsseite als "Regisseur" angekündigt worden (s. Abdessadki), nach einigen wenigen nicht gerade berauschenden Auftritten ins defensive Mittelfeld versetzt, wo er nicht zuletzt aufgrund des Elans des frisch zu den Profis berufenen Eke Uzoma neben ihm im Rahmen seiner Fähigkeiten eine durchaus noch gute Figur machte. Rutschte während der Weihnachtsferien angeblich auf Glatteis aus, verletzte sich dabei nicht wie normale Leute den Steiß und/oder eine Hand, sondern das Knie. Das aber so sehr, dass er für die komplette Rückrunde "fitgespritzt" werden musste. Der fahrlässige Umgang mit Schmerzmitteln ist im Profifußball traurige Normalität. Zog sich nach der Operation in der Sommerpause einen Adduktorenabriss zu, der ihn auf unbestimmte Zeit aus der Stammelf, in der er ohnehin nicht mehr erste Wahl schien, fernhält. Einen nicht völlig regenerierten Akteur auflaufen zu lassen berge nämlich gleich doppeltes Risiko: Zum einen das, das Spiel zu verlieren. Zum anderen die Gefahr einer weiteren Verletzung: vor ca. zehn Monaten wusste Robin Dutt das noch, es stand so im Vorbericht zum Heimspiel gegen Koblenz auf der SC-Homepage; kurz zuvor hatte sich Wilfried Sanou, der gerade zwei Spiele wegen einer etwas ominösen "Fußsohlenreizung" pausiert hatte, direkt nach seiner Einwechslung gegen Aue einen Kreuzbandriss zugezogen.

Nr. 15: Oliver Barth:
Kommt hoffentlich an Toprak nicht mehr vorbei. Vielleicht brauchen die Stuttgarter Kickers noch einen erfahrenen Abwehrmann und Lokalmatador?

Nr. 13: Tommy Bechmann:
Versehrter Erstligaveteran. Könnte irgendwann eine gute Rolle spielen, wenn er wieder in Tritt kommt und sein Knie das auch zulässt; aber das kann noch dauern.

Nr. 5: Heiko Butscher:
Hervorragender Führungsspielerdarsteller, dazu ein passabler Innenverteidiger.

Nr. 18: Johannes Flum:
Der vermutlich erste Absolvent der Freiburger Fußballschule, für den der Verein eine Ablösesumme zahlte. Wäre dem ersten Eindruck nach für Pfullendorf auf Dauer auch zu schade gewesen. Ursprünglich für die zweite Mannschaft vorgesehen, kann auch den Sprung in die erste schaffen.

Nr. 19: Andreas Glockner:
Hat in der letzten Rückrunde eine Reifeprüfung der speziellen Art bestanden: er hatte sein Profidebüt beim 0:5 beim FC St. Pauli, spielte aber danach, und während seiner Abiturprüfungen, eine gute Rolle in einer zu diesem Zeitpunkt nicht gerade glänzenden SC-Mannschaft. Verdient als Neuling nur einen Bruchteil von Bechmanns Gehalt, weswegen letzterer vorerst gesetzt sein dürfte; das ist ziemlich schade.

Nr. 7: Ali Günes:
Es dauerte lange, aber gegen Ende der letzten Saison wurde erkennbar, dass seine Verpflichtung wohl doch mehr sein könnte als eine Goodwill-Aktion einer Vereinsführung, die ungewohnterweise in die öffentliche Kritik geraten war und damit nicht umgehen konnte. Nachdem er in der Türkei lange gar kein Bein mehr auf den Boden bekommen hatte - sein Trainer bei Besiktas, Jean Tigana, soll zuletzt nicht einmal mehr mit ihm geredet haben, und angesichts dessen, was Günes in den ersten Einsätzen nach seiner Rückkehr zum SC zeigte, wäre wohl auch jedes Wort zuviel gewesen -, scheint er nun wieder fit zu sein und eine flexibel einsetzbare Defensivoption.

Nr. 8: Mohammadou Idrissou:
Der Mann, den sie Honigkuchenpferd nannten. Absolviert in jeder Partie ein Arbeitspensum, das die meisten Ackergäule blass aussehen lässt, dafür haben die in der Regel eine bessere Technik und Spielübersicht. Nebst Barth die fragwürdigste Verpflichtung des Dudu-Duos, die angeblichen "glücklichen Umstände" bei seiner Verpflichtung in der Winterpause galten ausschließlich für seinen Ex-Club MSV Duisburg. Ist bei den anhaltenden Neuverpflichtungen von Stürmern wohl jetzt schon nicht mehr erste Wahl, und wenn wir weiterhin so viel Glück haben, geht er schon in der kommenden Winterpause wieder weg.

Nr. 11: Jonathan Jaeger:
Ein Spieler, der Spaß macht, solange man nicht darauf verfällt, ihn mit Alexander Iashvili zu vergleichen. Ist von dessen motorischen und spielgestalterischen Fähigkeiten Lichtjahre entfernt, allemal aber ein guter Techniker, schnell, und er weiß, wo das Tor steht. Schwer zu glauben, dass er schon ewig nicht mehr in einer ersten Liga gespielt hat.

Nr. 29: Manuel Konrad:
Hätte ausgeliehen werden sollen, um Spielpraxis zu sammeln, anscheinend fand sich kein Interessent. Spielpraxis beim SC Freiburg II in der Regionalliga ist aber sicherlich auch nicht das Schlechteste, und dort ist er eine feste Größe.

Nr. 2: Pavel Krmas:
Wurde von der badischen Zeitung vor einem Jahr eilfertig zum "neuen Mohamad" ausgerufen. Abgesehen von möglichen Komplikationen durch begriffsstutzige muslimische Extremisten, die zum Glück dann aber doch ausblieben, wäre es auch aus fußballerischer Sicht angemessener gewesen, ihn den neuen Müller zu nennen. Nichts gegen Stefan Müller. Aber an den alten Mohamad (FC Köln) reicht Krmas nicht heran. Nie und nimmer.

Nr. 21: Michael Langer:
Wenn irgendwann einmal der SC in den Verdacht des Gendopings geraten sollte, dann verdankt er das in erster Linie Robin Dutt und seinen unbedachten Äußerungen bei der Langer-Verpflichtung im Winter. Einwandfreier Torhüter, wurde aufgrund trainerischer Wichtigtuerei, der Tatsache, dass derzeit genug Geld da ist, sowie einiger Patzer, wie sie annähernd jedem anderen einwandfreien Torhüter ebensogut unterlaufen können, ins zweite Glied verbannt. Hat angekündigt, deswegen "die Arschbacken zusammenkneifen und durchbeißen" zu wollen, und man darf gespannt sein, ob er die anatomischen Voraussetzungen dafür besitzt.

Nr. 27: Maximilian Mehring:
Spieler aus der Fußballschule, seit einem Jahr zum Profikader gehörig, aber bis jetzt ohne Profieinsatz. In der neuen Saison, in der das Mittelfeld wieder etwas stärker besetzt scheint, wird es für ihn auch nicht leichter.

Nr. 39: Michael Müller:
Noch nicht ganz 19jähriger Deutscher A-Jugend-Meister, Torwarttalent mit Luft nach oben. Oliver Baumann gibt es außerdem auch noch.

Nr. 17: Alain Junior Olle Olle:
Verhinderter Marinesoldat (vgl. das Heimspiel-Heft vor einer Weile, an der Stelle wo es steht), versierter Kicker. Trotz mehrjähriger Berufserfahrung in Uruguay eher der schmal gewordenen Fraktion der Feinbeine zuzrechnen. Die schiere Wucht und Masse von Kevin Schlitte verhindert bis auf weiteres einen Stammplatz für ihn.

Nr. 1: Simon Pouplin:
Ihm erging es bei Stade Rennes anscheinend genau gleich wie Michael Langer beim SC. Ein Transfer, den der Verein sich wohl hätte schenken können, aber allemal ein erstklassiger Torhüter. Sicherer Rückhalt, sofern er die Hintermannschaft mit seinem dauernden hektischen Herumgeschreie nicht zu nervös macht.

Nr. 16: Felix Roth:
Tragischer Fall, kam in der Winterpause von der 2. Mannschaft in den Profikader, erlitt kurz darauf einen Kreuzbandriss. Beste Wünsche für die Zukunft, und Glockner hat es schließich auch trotzdem noch gepackt.

Nr. 14: Kevin Schlitte:
Aus nichts als Kampfkraft und Unschlitt zusammengefügt, dazu einer der wenigen Menschen, die völlig wahrheitsgetreu den Satz "Boaah, ich hab soo'n Hals!" äußern können. Nach seinem Wechsel von Germania Halberstadt zunächst überfordert, im Verlauf der letzten Saison aber zunehmend effektiv.

Nr. 23: Julian Schuster:
Von der Kreisliga raketengleich zur VfB-Reserve aufgestiegen, von dort für teuer Geld zum SC geholt. Passionierter Kabatrinker. Schaumermal.

Nr. 36: Daniel Schwaab:
Bewährte Kraft auf den Außenbahnen, notfalls auch anderswo. Im Spiel nach vorn gelegentliches Aufblitzen von Genialität. Leverkusen kann warten.

Nr. 44: David Targamadze:
Ein Licht leuchtet in der Finsternis. Auf den letzten Drücker mit einem Profivertrag ausgestattet, da er nach der formidablen Endrunde um die Deutsche A-Juniorenmeisterschaft nicht länger ignoriert werden konnte. Steht auf innig vertrautem Fuß mit dem Ball, ist schnell, risikofreudig, hat gleichermaßen einen Blick für Tor und Mitspieler. Verheißungsvolles Testspiel-Debüt in Bahlingen. Schwer zu prognostizieren, wie im unwirtlichen Klima des Postfringilliums die Aufstiegschancen für einen jungen Ausnahmemotoriker wie ihn stehen, hat doch zuletzt Jonathan Pitroipa mit annähernd jeder Ballberührung die Mediokrität diverser hochgelobter Neuzugänge ernüchternd zu Bewusstssein gebracht. Am Tiefpunkt herrscht jedenfalls intensives Daumendrücken.

Nr. 38: Ömer Toprak:
Schwer geschlaucht von der letzten Saison, aber es hat sich wohl gelohnt (Profi geworden, aufgestiegen, Deutscher Meister geworden, Europameister geworden; hoffentlich habe ich nichts vergessen). Butscher und Krmas sind aufgrund ihrer Erfahrung gesetzt. Falls einer der beiden aber mal ausfallen und auf Barth das 16-Tonnen-Gewicht aus Monty Python's Flying Circus drauffallen sollte, besteht kein Anlass zur Sorge.

Nr. 10: Suat Türker:
Weggefährte Dutts aus gemeinsamen Ditzinger Tagen. Die letzten Jahre im Fahrstuhl zwischen zweiter und dritter Liga. Hätte gern dort bleiben können, tritt nun aber das Erbe von Mirnes Mesic an.

Nr. 22: Eke Uzoma:
Stopfte vergangenen Herbst, frisch aus der A-Jugend gekommen, ein unübersehbares Loch im Mittelfeld. Durchaus denkbar, dass er damit der schwerst ins Schlingern geratenen Vereinsführung den Arsch rettete, was man ihm aber kaum persönlich übelnehmen kann. Seit dem Hoffenheim-Spiel mit seinen damals 18 Jahren ein vollgültiger Riether-Ersatz, in den spektakulären ersten Einsätzen eher noch besser. Unentbehrliche Multifunktionsmaschine im defensiven Mittelfeld, ist schnell, kann Bälle erobern, der alten Frau Banovic Laufarbeit abnehmen, Angriffe einleiten und Tore des Monats schießen.

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